Die FinestAudioShow 2022
Die FinestAudioShow 2022

Die FinestAudioShow 2022

Als ich von einem Bekannten gefragt wurde, ob ich Lust hätte mit zur FinestAudioShow in Neuss zu pilgern, musste ich nicht groß überlegen. Zu lange ist die Abstinenz der diversen HiFi Leistungsshows durch die derzeitigen Umstände schon. Also Aufbruch zur

Allerdings muss ich an dieser Stelle direkt vorwarnen, es wird kein Lobgesang auf die Branche, eher das Gegenteil ist der Fall. Und ja, natürlich sind meine Eindrücke subjektiv, trotzdem sind über 40 Jahre Erfahrungen mit dem Thema HiFi, vor allem der Lautsprecherentwicklung, nicht einfach weg zu diskutieren.

Also zunächst über das was ich eigentlich hätte wissen müssen. Alles sieht schön aus, geputzt, glänzend, aufgeräumt. Teilweise armdicke Kabel, höchstwertige Verbindungen. Die wunderbar anzuschauenden Geräte mehr oder weniger sinnreich, oder/und wenig liebevoll in eigentlich nicht dafür gemachte Räume gestellt. Ok, akzeptiert – so kennt man es ja von den meisten Messen. Allerdings überrascht es mich immer und immer wieder, wie offenbar lieblos Musik ausgesucht wird, um die teils extrem teuren Pretiosen vorzuführen.
Frau mit Gitarre, Frau mit Klavier, Mann mit Gitarre, Mann mit Maultrommel, Drei-Mann-Frau Kammerorchester …….. ich denke, der ein oder andere kann vielleicht nachvollziehen, was ich meine. Das ist alles Gesäusel das jede durchschnittliche Anlage einigermaßen gut hinbekommt. Was bitte möchte man damit zum Ausdruck bringen? Und wenn es dann mal zur Sache gehen soll, bekommt man meist nur 70er Jahre E-Gitarren-Geschrammel zu hören, das den mittlerweile oft älteren Vorführen sicher jugendliche Erinnerungen bringt, mehr aber auch nicht. Da hört man Deep Purple, AC/DC, die Rolling Stones durch die Flure dröhnen und schon bevor man reinkommt, sägt einem so manche Kombination an den Nerven. Aber eigentlich hätte ich damit rechnen können, es ist ja eigentlich immer so. Hatte ich vielleicht umsonst gehofft, dass die Szene einen neuen Anlauf wagt und mich/uns überrascht?
Nun, da hilft es auch nicht sich darüber zu echauffieren, dass die Jungend sich nicht mehr für dieses wunderbare Hobby interessiert. Da hilft nur, sich mit jungen Leuten zusammen zu hocken und herauszufinden, was sie gut finden. Sicher ist da vieles dabei, was einem zunächst befremdlich erscheint. Aber wie befremdlich ist es für die 12- bis 25Jährigen, sich dieses Damen-Männer-Geigengequietsche anzuhören?
Nun ja, muss jeder Vorführer selber wissen, aber vielleicht mal drüber nachdenken, warum 80% der Zuhörer nach 3 Minuten den Raum verlassen, wenn sie realisieren, dass ihnen gerade ein 12minütiges Klassikmonster um die Ohren gehauen wird. Traut euch mal in Musik von Igorrr, Pain of Salvation oder Rage Against The Maschine und viele andere spannende, moderne Musik reinzuhören. Sicher bestreitet man damit keine komplette Vorführung, aber man sollte dem Publikum schon neue Dinge anbieten und solche Sachen kurz einfließen lassen. Genau, reinhören lassen. Es macht eigentlich nämlich wenig Sinn, das Publikum mit drei 6-Minuten-Stücken alleine zu lassen, wie immer wieder gern gesehen auf solchen Ausstellungen. Sucht spannende Musik aus, informiert euch darüber, erklärt dem Publikum, warum gerade das jetzt gespielt wird. Das Publikum möchte mitgenommen werden, nicht stumpf vor einer Konserve sitzen, die dann auch noch ohne Spannungsbogen vor sich hin dudelt.

Ok, mal meinen Messe-Vorführungen Frust etwas herausgelassen. Tut mit leid all ihr tollen Vorführer da draußen, aber vielleicht ist es ja mal ein Denkanstoß mal etwas Neues zu versuchen.

Was habe ich nun auf der FinestAudio erlebt?

Ernüchterndes – wie total verfärbende Anlagen, Lautsprecher, die um alles in der Welt modern sein wollten, aber alt geklungen haben. Da standen Geräte im Raum, die waren einfach dahingestellt, recht lieblos, wohl der Routine der teilweise schon seit Jahren bekannten Austeller zum Opfer gefallen.

…..ähm, geht das schon wieder los?


Schreiben wir mal über Positives. Da kann man zum Beispiel die Firma Elac, in Zusammenarbeit mit Octave Elektronik und Audioquest Kabel nennen. Das klang wirklich nett: Leider kann ich nicht mehr darüber sagen, weil dort nur „nette Musik“ lief, die das Equipment nicht zu fordern vermochte.


Dann ist mir noch eine Firma Namens Symann im Gedächtnis hängen geblieben, die einfach Holz mittels Exitern zum Klingen bringt. Die klangen nicht ganz frei, in der Aufstellung wie sie dort vorgeführt wurden, etwas belegt im Mitteltonbereich und vielleicht ein wenig zu unterbelichtet in den Höhen. Aber immerhin erstaunt es immer wieder, dass solche Konzepte auch Musik machen ohne schlecht zu sein. Wer dazu ein passendes Wohninterieur hat, dem dürfte hochgradig geholfen sein.

Da erinnere ich mich an einer der letzten Westdeutschen-HiFi-Tage in Bonn. Dort führte die Firma Spaltart ein ähnliches Konzept vor, war aber meiner Meinung nach einen Schritt näher am authentischen Klang.


Dann gibt es auch noch mutige Firmen. Mutig deshalb, weil sie mit gnadenloser Billigelektronik in das Haifischbecken springen und hoffen, nicht gefressen zu werden.

günstig, as günstig can

Da wird so manche HaiEnte die Nase rümpfen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Als Lautsprecher wurde dort der Audiology Hornlautsprecher REALIST® vorgeführt. Es macht den Eindruck das zwei, oder ein Tieftöner auf ein so genanntes Resonanzhorn arbeiten und dieses Horn auch den Mitteltonbereich übernehmen soll. Einen „echten“ Mitteltöner konnte ich jedenfalls auf der Ausstellung und der Webseite nicht entdecken, nur noch eine 25 mm Hochtonkalotte war zu finden.

Vielleicht war ich ja auch einfach zu blind um das System richtig zu durchschauen. Jedenfalls, ganz so REALIST® klang es nicht, die Mitten waren ein wenig quäkig und nicht ganz frei von Verfärbungen.


Kommen wir zu meinen besonderen Erfahrungen vom Wochenende.

Das wäre zum einem auf der Skala nach unten Folgendes:

Bei der Firma 3BE Audio gab es Besonderes. Besonders für die Augen und Besonders für die Ohren. Über Design lässt sich nicht streiten – wer es trotzdem tut, hat überhaupt keine Ahnung und ist bedauernswert. Sag nicht ich, kommt von Luigi Colani. Das Enfant terrible der Designszene hat so manchen Spruch rausgehauen, der andere auch schon Mal in die Magengegend traf. Nun ja, mir gefallen sie ganz gut in ihrem sehr ungewöhnlichen Kleid, aber ich habe auf der Messe auch andere Sprüche gehört, geht gar nicht war da noch das harmloseste.

Der Klang war für meinen Geschmack allerdings ebenfalls unter der Gürtellinie. Nicht präzise, eher breiig, diffus, nervend, tonal naja…… und als dann als letztes Lied ACDC gespielt wurde, konnte einem schon die Lust an der Musik vergehen.

Wäre ja auch kein Drama, ist ja ein Kunst-Design-Objekt. Bei mitgehörten Gesprächen fielen aber Worte wie, organisch, akustisch ausgeklügelt usw. Also in dem Vorführraum jedenfalls nicht. Mag sein, das die Lautsprecher woanders durchaus klingen können, dann hat man aber seine Hausaufgaben in Sachen Aufstellung und Abstimmung auf den Raum irgendwie nicht gemacht. Man weiß es nicht. Schade eigentlich.


Sehr positiv aufgefallen ist mir die Firma Sonoro aus Neuss.

Schönes Design, eher unauffällig, gute Verarbeitung, vernünftige Preisgestaltung, Herz was willst Du mehr? Ach ja, Klang will es mehr.

Auffällig war sofort beim Betreten des Raumes, dass man begriffen hat – Raumakustik spielt eine mehr als wichtige Rolle. Die Leute von Sonoro hatten einen Raum im Raum gebaut. Einen kleinen Hörraum aus Absorbern und Diffusoren. Und schon wenn man vor diesem kleinen Raum stand, weil er dauernd besetzt war, klang es rund, ausgeglichen, angenehm. Als ich dann endlich einen Platz in der Mitte hatte, veränderte sich dieser Eindruck auch nur wenig.

Die kleinen Lautsprecher mit dem Namen Orchestra hätten für meinen Geschmack minimal wärmer abgestimmt sein können, die großen Grand Orchestra vielleicht einen Tacken mehr Freiheit in den Mitten. Aber auch hier in diesem, wenn auch sehr gut bearbeiteten, Raum und für meinen Geschmack.

Ziemlich angetan bin ich vom kleinem Streaming-Vollverstärker Maestro. So muss HiFi-Elektronik sein, wenn sie einem größeren Zielpublikum gefallen will und nicht nur den Leuten mit unendlich tiefen Taschen. Er kann die üblichen, bekannten Streaming Dienste, hat digitale und analoge Anschlüsse, einen Phono MM Eingang, Bluetooth für Kopfhörer………. aber lest es auf der Seite. Die Ausstattungsliste ist ziemlich erfreulich…..und der Preis für das Gebotene übrigens auch.


Ok, das wars. Nehmt mein Gemecker als Kritik und nicht als Angriff auf eure Persönlichkeit. Versucht es wenigstens, es macht Sinn darüber nachzudenken, das weiß ich aus zahlreichen eigenen Vorführungen, bei denen ich vom Publikum lernen durfte.
Liebe Grüße aus Köln

🙂 Thekotay

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